7 Wege fremde Kulturen wirklich zu erleben

Ein ganz besonderer Reiz des Reisens ist es doch die fremden Kulturen und deren Bräuche kennenzulernen und die neuen Erkenntnisse auch auf sich selbst und unserer deutschen Kultur zu reflektieren. Sind unsere aus der Kindheit erzogenen Glaubenssätze wirklich immer richtig? Gibt es nicht auch andere Wege wie wir mit dem Alltag umgehen können? Und warum neigt man so leicht dazu andere Ansätze abzulehnen und für Falsch zu verurteilen? Fremde Kulturen zu erfahren, heißt auch immer ein bisschen weltoffener und toleranter zu werden.
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Reisen baut Brücken und verbindet Menschen. Fremdheit kann nur in Bezug auf das Andere, Unbekannte entstehen. Das heißt, wenn wir z.B. unsere kulturellen Eigenarten mit denen anderswo auf der Erde vergleichen, erscheinen diese uns oft als fremd. Umgekehrt ist es natürlich genauso. Auch unsere deutsche Kultur empfinden z.B. viele Argentinier, Tunesier oder Vietnamesen als fremd, sprich: unvertraut.

Wenn wir „Fremdem“ begegnen, ist interkulturelle Kompetenz besonders gefragt. Auf diese Weise können wir die andere Kultur besser verstehen und unseren Reisen ins unbekannte bereichern.

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Ohne die Fremde gäbe es nicht das Vertraute!

Auf Reisen wollen wir alle möglichst authentische Erfahrungen abseits der Touristenströme machen. Anstatt in einer klimatisierten Clubanlage am Pool zu chillen, wollen wir in fremde Kulturen eintauchen, auf nicht ausgetretenen Pfaden wandern, echte Ursprünglichkeit erleben und Einheimischen näherkommen.

Beim Aufeinandertreffen mit dem „Fremden“, fühlen sich sehr viele Menschen jedoch verunsichert, da tief in ihr Wertesystem eingegriffen wird. Wie du fremde Kulturen wirklich erlebst, neue Kontakte knüpfst und von Einheimischen lernen kannst, ohne dabei ins Fettnäpfchen zu treten, zeige ich dir in 7 unabdingbare Schritte in diesem Beitrag.

1. Befreie dich vom eigenen Wertesystem

Um mit der neuen Situation zurechtzukommen und die andere Kultur besser verstehen zu können, musst du dir zuerst unserer eigenen Kultur, Wertesysteme und Denkmuster bewusst werden. Das ist nicht so einfach, da unsere Denk- und Handlungsweisen schon in der Kindheit geprägt werden und unbewusst ablaufen.

Culture is the arts elevated to a set of beliefs.

Thomas Wolfe

Wusstest du z.B., dass es Kulturen gibt, in der eine Frau mehrere Männer haben kann? Sogenannte polyandrische Ehen kommen in Teilen Indiens, im Himalaja-Gebiet sowie in Nigeria und im Kongo auf dem afrikanischen Kontinent vor. So werden in manchen ländlichen Gebieten in Indien immer noch häufig neugeborene Mädchen getötet. Den dadurch entstehenden Männerüberschuss gleicht die Polyandrie aus.

Auch im Alltäglichen gibt es große Unterschiede. So ist es in weiten Graden Asiens unüblich sich händeschüttelnd zu begrüßen, oder überhaupt „Hallo“ zu sagen. Ich war selbst oft verwundert, wenn in geselliger Runde die Gruppe sich zum Ende des abends plötzlich fast schon geisterhaft auflöste – ohne ein freundliches „Auf Wiedersehen!“.

Toleranz für die kulturelle Vielfalt zu entwickeln, ist ein guter Anfang, aber nicht ausreichend. Die eigene Werte können in andere Kulturen zur Verwirrung und Unverständnis führen. Halte dich also am besten etwas zurück von deinen Vorstellungen und lass dich auf neue Eigenheiten fremder Kulturen ein.

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Toleranz für die kulturelle Vielfalt zu entwickeln, ist ein guter Anfang, aber nicht ausreichend. Die eigene Werte können in andere Kulturen zur Verwirrung und Unverständnis führen. Halte dich also am besten etwas zurück von deinen Vorstellungen und lass dich auf neue Eigenheiten fremder Kulturen ein.

2. Beobachte den Straßenverkehr

Als ich einst als Expat in Südost-Asiatischen Raum eine Stelle anfing, fragte ich meinen deutschen Kollegen, wie denn die Arbeitskultur hier wäre? Seine sehr treffende Antwort dazu: „Schau dir den Straßenverkehr an und du weißt wie im Büro gearbeitet wird.

Ist der Verkehr sehr chaotisch, unübersichtlich und ohne Einhaltung von Regeln, dann kannst du davon ausgehen, dass auch in anderen Lebenssituationen ähnlich agiert wird.

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Schau dir im Vergleich den deutschen Verkehr an. Ich kann mich an eine lustige Fernseh-Reportage vor vielen Jahren erinnern, in der mit einer manipulierten Ampel getestet wurde, wie lange der gutmütige deutsche Fahrer an der roten Ampel gewillt ist zu warten, ohne das irgendetwas passiert. Die Ampel schaltet nie auf grün. Zudem handelte es sich um eine völlig verlassene Kreuzung die absolut menschenleer war.

In Amerika werden die Autos aus 50 Metern Entfernung plötzlich langsamer, wenn ich mich als einziger Fußgänger am Straßenrand aufhalte.

Also mein Tipp: Willst du die fremde Kultur besser verstehen, schaue dir einfach den Verkehr an.

3. Sei abseits vom Tourismus

Eigentlich ja völlig logisch. In den großen Touristen Ecken, bekommt man nicht viel von anderen Kulturen mit. Denn hier ist alles 100% auf Tourismus ausgelegt. Eine schöne Hotel-Anlage nach der Anderen, europäisches Essen und sprechen tun auch Alle Deutsch oder zumindest Englisch.

Dennoch, es kostet schon etwas Überwindung sich von der „Sicherheitszone“ zu entfernen. Doch nur so kommt man wirklich unter einheimische Menschen. Sofern die Region als sicher gilt (hier am besten beim Auswärtigen Amt vorab informieren), lohnt es sich absolut etwas abseits, die Gegend zu erkunden.

Ob du dabei lieber passiv dich auf einer Bank im Park setzt und die Leute und deren Verhalten aus der Ferne beobachtest, oder vielleicht lieber offen und direkt auf die Menschen zugehst, es wird dir viele neue Erfahrungen bringen.

4. Probiere lokales Essen aus

Traurig, aber wahr: McDonalds und Starbucks gibt es überall auf der Welt. Wer es sich einfach machen möchte, bestellt Burger und Fritten mit Mayo und behauptet dann später, dass man sich monatelang in Asien durchgeschlagen und eine fremde Kultur kennengelernt hat.

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Dabei sind Fast Food Ketten mit westlichem Papp-Essen nicht nur teurer, sondern du verpasst auch eine ganze Menge. Denn fremde Kulturen lernst du am einfachsten über das Essen kennen. Schlendere über Märkte, suche dir kleine Restaurants in Seitengassen, in denen hauptsächlich Einheimische sitzen, achte darauf, dass es die Speisekarte nicht in mehreren Sprachen gibt und dass kein Schlepper vor der Tür steht, der Touristen anlockt.

Stell dich darauf ein, dass du dich manchmal nur mit Gesten verständigen kannst und die ein oder andere Überraschung auf deinem Teller landen wird, aber genau diese Erfahrungen sind es, die das Reisen ausmachen.

In vielen Ländern, hauptsächlich im asiatischen Raum, wird einfach auf der Straße gegessen. Tue es den Einheimischen gleich und probiere dich durch die lokalen Köstlichkeiten, die an den mobilen Garküchen angeboten werden. Verabschiede dich außerdem von Toastbrot und Müsli zum Frühstück. Stattdessen wird es vielleicht Reis und Kochbanane geben. Probier es einfach aus, denn über den Gaumen lernst du sehr viel über fremde Kulturen.

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5. Fahre mit der Eisenbahn

Gerade auf Langstrecken lohnt es sich gelegentlich mit einer Eisenbahn sich fortzubewegen. So erlebst du nicht nur über lange Wege die fremden Landschaften, sondern es kommen auch eigentlich immer zu sehr interessanten Gesprächen mit den Einheimischen zustande.  

In Sri Lanka solltest du unbedingt mit dem Zug durchs Land fahren und zwar nicht in der klimatisierten 1. Klasse unter allen anderen Touristen, sondern im Abteil der Einheimischen, wo du die Fenster hochschieben kannst, den warmen Fahrtwind spürst und von unzähligen neugierigen Augenpaaren angeschaut wirst.

Mit der Eisenbahn dauert es zwar in den meisten Fällen viel länger, ist aber deutlich günstiger und macht viel mehr Spaß.

6. Übernachte in Homestays

Wer es auch einmal abseits der schicken 5-Sterne Resorts versuchen möchte, dem sei eine Übernachtung im Homestay empfohlen. Bei Einheimischen zu übernachten ist eine unglaublich bereichernde Erfahrung, die ich bereits in vielen Ländern ausprobiert habe. Anstatt in einem anonymen Hotelkomplex zu wohnen, wirst du bei einer Gastfamilie zu Hause untergebracht.

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Homestays bieten dir die Möglichkeit, einen echten Einblick in den Alltag der Einheimischen zu bekommen. Im besten Fall kannst du gemeinsam mit deiner Gastfamilie kochen und essen, lernst vielleicht die Sprache und kannst dich austauschen.

Ich bin immer wieder überrascht wie offenherzig und hilfsbereit die Gastgeber sind. Besser als jeder Touristen-Guide, erhältst du tolle Ausflugstipps oder Restaurant-Empfehlungen. In einigen Fällen werden sogar spontan gemeinsame Ausflüge geplant.

Ähnliche Konzepte findest du beim Couchsurfing, wo dir Gastgeber kostenlos ihre Couch oder ein Gästebett zur Verfügung stellen. Etwas anonymer ist es bei Airbnb. Hier übernachtest du zwar auch in Privatwohnungen, doch das Verhältnis zu deinem Gastgeber ist oft sehr unpersönlich, denn hier steht die Übernachtung und nicht der kulturelle Austausch im Vordergrund. Trotzdem tauchst du hier mehr in fremde Kulturen ein als bei einem Hotelaufenthalt.

7. Lerne deren Sprache

Am besten erlebst du fremde Kulturen, wenn du dich unterhältst. Wenn du deren Sprache nicht beherrschst, dann lohnt es sich vorab schon ein bisschen die Sprache zu lernen. Das muss gar nicht unbedingt viel sein. Denn du wirst überrascht sein in wie vielen Ländern die Leute begeistern sein werden, wenn du nur 3 kleine Wörter in deren Landessprache korrekt aussprichst.

Und dann ist die Freude groß und man kommt erst so richtig ins „Gespräch“. Meist dann doch wieder mit Händen und Füßen, aber die erste Hemmschwelle sich zu unterhalten ist überwunden und man erlebt viele lustige, gemeinsame Momente. So macht es richtig Spaß unter den Menschen zu kommen.

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Wenn du bereits ein etwas größeren Sprachschatz dir aneignen konntest, dann hilft dir die Art und wie die Sprache verwendet wird sehr viel, um auch die kulturellen Hintergründe besser zu verstehen. Denn Sprachen haben sich historisch auf Basis bestimmter kultureller Eigenschaften so entwickelt wie sie heute Gesprochen werden. So gibt es z.B. ganz andere Höflichkeitsformen bei denen neben dem Geschlecht auch das Alter und der Familienstatus eine große Rolle spielen.

Aber auch wenn du nicht die Möglichkeit hast, dir eine neue Sprache anzueignen, so wirst du als stiller Zuhörer, schnell interessante Eigenheiten feststellen. Die Art der Betonung, die Körpersprache und die Gruppendynamik, wenn Diskussionen emotional entflammen, zeigen deutlich die Charaktereigenschaften jeder Kultur.

Was wären wir ohne fremde Kulturen?

Ein kleiner Rat zum Schluss: Sei offen und ehrlich, habe ein bisschen Mut und traue dich fremde Menschen anzusprechen. Vor allem aber solltest du stets großen Respekt vor anderen Religionen, vor Traditionen, Sitten, Bräuchen und Verhaltensregeln haben! So gelingt es dir in fremde Kulturen einzutauchen ohne dabei in Fettnäpfchen zu treten oder andere Menschen zu verletzen.

Ohne Fremdes gibt es nichts Vertrautes. Geben wir Fremdes also die Chance, Vertrautes zu werden. Dein eigenes Wertesystem wird über neue Ansichten und Erkenntnisse bereichert.

Dennis Fernahl

Dennis Fernahl

Geschrieben von TravelFitter Gründer

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